Im Auge des Betrachters – Die neuen Möglichkeiten des Konstruktivismus
Der konzeptionelle Ansatz in der konstruktivistischen Malerei bestand darin, die bisherige Formen- und Bildersprache der Malerei , beiseite zu legen und noch einmal von vorne anzufangen, malerisch etwa bei den grundlegenden geometrischen Formen wie z.B. Quadrat, Dreieck und Kreis, sowie gleichmäßigen Farbflächen.
Es fand somit auch eine Art der „Abstraktion“ statt, was soviel bedeutet wie:
Die Reduzierung auf das Wesentliche.
Der Begriff Konstruktivismus verweist auf das lateinische Wort constructio: „Zusammenfügung“, „Bau“.
Somit ist der Konstruktivismus eine Ausdrucksform der abstrakten Kunst, parallel zum Dadaismus in den 1920er Jahren. Die Anhänger des Konstruktivismus vertraten ein geometrisch-technisches Gestaltungsprinzip mit meist großen Farbflächen und geometrischen Grundformen.
Abgesehen von seinem russischen Ursprung, wurde der Konstruktivismus auch von den Künstlervereinigungen De Stijl, Bauhaus und von der konkreten Kunst beeinflusst.
Maler wie z.B. Malewitsch, Josef Albers, Lyonel Feininger und Victor Vasarely malten streng geometrische Formen. Oskar Schlemmer wurde für seinen figuralen Konstruktivismus bekannt. Die der englischen Gruppe „Unit one“ angehörenden Maler sympathisierten mit dem Konstruktivismus, bevorzugten aber weniger gebundene Formen.
Der Konstruktivismus war eine der frühen Strömungen moderner Kunst, mit der sich eine
große Anzahl Bildender Künstler auseinandersetzte.
Kandinsky, den Hubert Heinrich schätzt, macht in einem seiner kunsttheoretischen Aufsätze („Punkt und Linie zu Fläche“) bewusst, wie Reduktion natürlich – ohne intellektuelle Abstraktion – durch Entfernung entsteht: Alles wird – optisch – irgendwann zum Punkt, wenn man sich immer weiter davon entfernt.
Experimentieren und Formatieren – eine Gratwanderung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus von Hubert Heinrich begann Anfang der 90ziger Jahre als er an der FH-Aachen Objekt-Design studierte. Losgelöst von festgefahrenen Wahrnehmungsmustern, begab sich der Künstler auf die Spuren von Bauhaus, Kandinsky, Malewitsch und der italienischen Designergruppe Memphis. Erste Schritte waren die Reduzierung auf das Quadrat (Bild Quadrate) und die Grundfarben blau, rot, gelb, schwarz und weiß. In weiteren nächsten Schritten wurden weitere andersartige geometrische Formen mit einbezogen.
Seine Kunst versteht Heinrich nicht als Nachahmung des Konstruktivismus, sondern als Vertiefung. Seine
Intention war und ist die „Fortführung und Erforschung“, auch eine Erweiterung der Möglichkeiten, die dieser bietet. Der Konstruktivismus ist nicht nur auf seine absolute Abstraktion beschränkt,
sondern bietet auch viele neue Ansätze und Wege in der Gegenständlichkeit und darüber hinaus.